Laut dem Child Mind Institute verbringt das durchschnittliche amerikanische Kind vier bis sieben Minuten am Tag mit Spielen im Freien und ungefähr sieben Stunden vor einem Bildschirm. Die Auswirkungen eines isolierten Lebensstils werden bald ihren Tribut fordern, und einige Pädagogen nennen dies sogar Natur-Defizit-Syndrom.
Spielen im Freien war früher alltäglich, und für die meisten Erwachsenen, die gerne draußen sind, sind Abenteuersportarten eine Erweiterung ihrer Kindheitserlebnisse: auf Bäume klettern, in Seen schwimmen, Verstecken spielen. Selbst in der Stadt boten Hinterhöfe, Spielplätze und Parks reichlich Gelegenheit zur Erkundung. Schlammverspritzt, zerkratzt und außer Atem zu sein war ein gesundes Gegengewicht zu Schule, Hausaufgaben und alltäglichen Arbeiten. Es verband junge Menschen mit der Natur, weckte ihre Neugier und stärkte ihr Selbstvertrauen. Experten loben seit langem den Wert dieser Erfahrungen für einen sich entwickelnden Geist, und für die breite Öffentlichkeit wurde die Pandemie zu einem wichtigen Weckruf.
Scheinbar unbedeutende Aktivitäten wie das Spielen in Schlamm und Schmutz gelten heute nicht nur als nützlich, sondern auch als entscheidend für eine gesunde Entwicklung von Körper und Geist. Eine neue Bewegung, die verschiedene Namen trägt, von „Aktivierung der Kindheit“ bis hin zu „Freiland-Erziehung“, etabliert sich. Laut einem Autor handelt es sich dabei um eine Rebellion gegen das Aufwachsen in Innenräumen.
Es geht um mehr als nur darum, schmutzig zu werden und sich zu bewegen. Im Freien sind Kinder mehr Tageslicht ausgesetzt, was zu einer höheren Produktion von Vitamin D führt. Kinder entwickeln auch soziale Fähigkeiten, indem sie mit anderen Kindern zusammenarbeiten oder gegen sie antreten, und gewinnen Selbstvertrauen, indem sie Erfahrungen machen, die weitaus anregender sind als die, die das Fernsehen oder ein Videospiel bieten. Das Spielen im Freien verbessert darüber hinaus das kritische Denken und reduziert die Symptome von ADHS bei neurodiversen Kindern.
Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kinder, wenn sie im Freien spielen dürfen, auch von Spielen profitieren, die mit einem gewissen Risiko verbunden sind. So schwierig es für Eltern auch sein mag, Kinder etwas höher klettern zu lassen oder sanftem Gruppendruck nachzugeben, der dazu führt, dass sie sich selbst herausfordern – auf diese Weise können jedoch wertvolle Erfahrungen entstehen. Kinder erwerben Risikomanagement- und Führungsfähigkeiten, Selbstvertrauen und Belastbarkeit. Auch wenn es dabei zu einigen Beulen und blauen Flecken kommen kann, ist es erwiesen, dass ein besseres Urteilsvermögen als Ergebnis dieser Erfahrungen dazu beiträgt, in Zukunft schwerere Unfälle zu vermeiden.
Ein Ausflug in die Natur ist der erste Schritt zu einer gesünderen Kindheit, und zerschrammte Knie, Brennesselspuren und schmutzige Kleidung sind ein Zeichen für eine glückliche, gesunde Erziehung.
Wenn Sie daran interessiert sind, mehr darüber zu lesen, finden Sie hier eine Liste von Büchern und Ressourcen:
· Rewilding Childhood. Raising Resilient Children Who Are Adventurous, Imaginative and Free von Mike Fairclough
· Free Range Kids. Giving Our Children The Freedom We Had Without Going Nuts with Worry von Lenore Skenazy
· Das letzte Kind im Wald? Geben wir unseren Kindern die Natur zurück von Richard Louv
· The Dirt on Dirt: How Getting Dirty Outdoors Benefits Kids, ein Bericht der National Wildlife Federation